Der Bund - So leicht, so licht

(DE) Der Bund, Marianne Mühlemann, 18/10/14

So leicht, so licht

Der israelische Choreograf Emanuel Gat eröffnet Tanz in. Bern mit einem abstrakten Bewegungsspiel: spritzig überraschend und sehr musikalisch.

«Plage romantique» heisst die mitreissende Choreografie, die sich schon bald als mehrstimmiger Körperchor entpuppt. Kraftvoll und kantig beginnt das Stück und endet rund und ironisch, als hätte der Choreograf seine Tänzer durch den Weichspüler gezogen. Dabei hat doch François, einer der Tänzer, das Publikum gewarnt, bevor alles ­beginnt. «Das wird kein romantisches Stück. Nichts mit Küssen und Kuscheln.»

Recht hat er, wenigstens bis zur letzten Minute. Dann fliegen doch ein paar Küsse über die Bühne. Ein schönes ­Tableau mit acht Tänzerinnen und Tänzern. Ein Zauber aus orchestriertem Pastell: Wie mit dem Pinsel hat der Choreograf Emanuel Gat sie in den leeren Bühnenraum getupft, gebündelt und mit Klängen koloriert.

Ungewöhnlich dieser Soundtrack: ­Einige Töne und Stimmen werden aus dem Off beigesteuert, mächtig und überlaut, dass sie die präzisen, quirligen Bewegungen fast erdrücken.

Andere Laute sind leise und kommen von innen. Vom Live-Gitarristen, der sich mit fingerfertig Gezupftem unter die Tanzenden mischt. Sie singen fein durcheinander, während sie ihre Körper in der Bewegung zu Akkorden formieren oder die Bühne mit ausladenden Bewegungen und hohen Beinwürfen bespielen. So entsteht wie von selbst ein Puzzle aus akustischen und optischen Einzel­teilen, die der Zuschauer im Kopf zur individuellen Geschichte zusammensetzt.

Emotion aus Bewegungshülsen

Material gibt es in diesem tänzerischen Vexierbild mehr als genug. Die pulsierenden Wellenbewegungen um eine Tänzerin, die wie ein Leuchtturm aus der Menge ragt. Oder der Trupp, der ­einem Hirten folgt wie Schafe.

Da werden Bewegungshülsen umgestülpt, dass daraus Emotionen fallen wie Samen. Im Bühnenlicht gehen sie auf. Organisch wie in einem Aquarell die Farben fliessen die Bewegungs­bilder ineinander.

Nur dann und wann kommen sie zum Stillstand. Die Tänzer erstarren zum Gruppenbild, und die fernen Barockklänge umspülen sie in endloser Verlangsamung, als ob die Zeit im Begriff wäre, stehen zu bleiben. Auch wo das Tanzen nach Improvisation aussieht, wird nichts dem Zufall überlassen. Das zeigen die synchronen Passagen, die der Choreograf in die temporeiche Partitur einarbeitet. Wie in einer Kammermusik sich die einzelnen Stimmen individuell fortbewegen und dennoch stets in einem Kontext aufeinander bezogen sind, so entdeckt man auch hier einen verbindenden Kontext, der abstrakt, aber keineswegs anonym ist. An Schlüsselstellen rufen sich die Tänzer beim Namen – «François, Michael, Aurore» – und bezeichnen so Brennpunkte, wo Bewegung aufhört oder neu entsteht.

Ein stimmiger Auftakt für Tanz in. Bern. Und der Eröffnungsabend überzeugt auch neben der Bühne: Das Entree ist mit Filmprojektion, Tarot-Kartenleger und farbiger Tape-Art von Felix Rodewaldt einladend gestaltet. So licht, so leicht: Die tänzerische Inspiration findet hier nach der Vorstellung eine willkommene Fortsetzung.

Dampfzentrale, Samstag, 20 Uhr: Doppelabend mit Nacera Belaza und Niv Sheinfeld/Oren Laor. www.dampfzentrale.ch (Der Bund)


(IT) DI REPUBBLICA, Laura Valente, 20/03/15

Momenti dello spettacolo Plage Romantique di Emanuel Gat, in scena a Verona il 27 e il 28 marzo

NARRAZIONE RIDOTTA E GRANDE MODERNITÀ: LA COMPAGNIA ISRAELIANA A VERONA

INUTILE FARE STORIE: LA DANZA DI GAT È AL PASSO COI TEMPI
di Laura Valente

A volte il corpo diventa una curva di suono, impalpabile. Questo spazio, allungato tra vista e udito, può essere coreografato? Ci prova Emanuel Gat, classe 1969, entrato ormai di diritto nella golden list delle nuove stelle della danza israeliana, grazie a creazioni di successo per le compagini dell'Opéra de Paris e del Grand Théâtre de Genève, fino alla neonata compagnia americana del collega reso celebre dalla recente versione cinematografica del Lago dei Cigni, Benjamin Millepied.

Tappa unica in Italia, la Emanuel Gat Dance Company sbarca al Ristori di Verona il 27 marzo (replica il 28), con l'ultimo lavoro del suo direttore, Plage Romantique, rivelazione al  Festival di Montpellier che dall'anno scorso lo ha nominato artista associato.

«Mi interessa il processo coreografico, il gioco della scomposizione della materia, dove suono e luce sono parti integranti dello sviluppo del lavoro», spiega Gat, che firma anche il disegno luci che si confonde con il corpo dei danzatori, e una colonna sonora che conferma la sua tinta fuori dagli schemi di una creatività ossessionata dalla narrazione.

Plage Romantique rimanda al titolo di una canzone francese degli anni 60, che accompagna i dieci danzatori in scena, come note su una partitura di voci e suoni che dipendono dal tempo, dalle sue regole, dalle sue gabbie. «Da molti anni cerco di indagare le pieghe nascoste dei meccanismi del tempo, con le sue declinazioni, le sue traiettorie obbligate, le sue vie di fuga», continua l'artista israeliano: «I miei ballerini non fanno bei passi, non raccontano storie. Mi interessa vivisezionare il dato temporale, quasi inseguendone l'interiorità».

È attorno a un accordo di chitarra, suonata dal vivo, che si dispiega questo lavoro, a tratti intimo e delicato, che si muove leggero e ironico anche tra urla chiassose e gioiosi quadri di gruppo. Una creazione, quella di Gat, che somiglia ad un montaggio cinematografico, con il suo fermo immagine sulla natura umana. Senza farsi domande, senza cercare risposte. «Sorrido quando definiscono la mia coreografia astratta», conclude. «Cosa c'entra con la concretezza, per certi versi animale, di un corpo? Non è astratta ma può essere spirituale, come un pensiero che danza».